MIAMI WEISS

Das Beste kommt noch, sagt der Mann in dem sehr weißen Anzug: Folgen Sie mir mal nach oben. Und dann folgt man dem weißen Anzug mal mit nach oben, und da oben, von einer Terrasse aus, liegt es vor einem: das Meer. Herrlich, nicht?

Ein paar Wochen davor hatte es diesen Riesenvollmond gegeben, Super Moon haben sie ihn genannt, und man hat ja in der Schule gelernt, was schon der normale Mond mit dem Meer macht. Beim Super Moon stand das Meer in den Vorgärten und war nicht herrlich. Autos schwammen durch die Straßen.

Aber jetzt ist eben alles wieder trocken. Und später am Abend werden in den Hotels, die dieses Meer säumen, wieder ausführliche Parties gefeiert werden, in einem Zelt direkt am Strand wird als Mitternachtsüberraschung die Sängerin Chaka Khan aus der Torte springen und „I’m every woman“ schmettern, und hinterher wird wieder einmal eine Gruppe Aufgekratzter die Anzüge von sich werfen, um jubelnd in die Wellen zu springen. Da sie danach allerdings unabgetrocknet wieder zurück in die Anzüge springen müssen, wird zumindest einer aus der Gruppe am darauffolgenden Morgen auf der Kunstmesse Art Basel Miami Beach irritiert bewundernde „How – are – YOU?!“s ernten, weil auf seinem dunklen Zwirn weiß das Meersalz Ornamente bildet.

So gesehen ist es natürlich praktischer, wenn der Anzug von vornherein weiß ist.

Und der Mann in dem wirklich äußerst weißen Anzug trägt dazu weiße Schuhe, weißen Hut und weiße Sonnenbrille, weiß flattert auch sein Seidenschal im warmen Wind. Wenn er nun vor den ebenfalls im Wesentlichen weißen Gebäuden steht, die er hier an den Strand hat bauen lassen, dann sieht man mit zusammengekniffenen Augen praktisch nur noch seinen Mund.

Mein neues Luxushotel, mein anderes, gerade noch in der Renovierung befindliches Luxushotel, mein neuer Apartment-Turm von Architektur-Superstar Sir Norman Foster, mein Kulturpalast mit Nebengelassen von OMA, der Firma des Architektur-Superstars Rem Koolhaas, Gesamtkosten irgendwo bei 1,2 Milliarden Dollar. Und dahinter, als Passepartout, das unbezahlbare Meer. So knallhellblau, als sei es hier darum gegangen den Kontrast der argentinischen Flagge nachzubauen.

Möglicherweise ist es hier darum gegangen, die argentinische Flagge nachzubauen.

Der Mann in Weiß stammt aus Buenos Aires.

Im Dezember vor zwei Jahren war das alles noch im Bau. Aber schon damals kamen hier Strandspaziergänger verwundert an Baustellen-Parties vorbei, bei denen lederhäutige Gauchos über dem offenen Feuer an Rindern säbelten und Damen unter den Krempen ihrer Sonnenhüte überlegten, ob sie noch einen Malbec vertragen oder in der Mittagshitze lieber beim Champagner bleiben sollten.

Das war wenige Wochen nachdem Al Gore, der frühere Vizepräsident, hier beim Spaziergang nach einer Springflut Fische auf den Straßen gesehen hatte.

Auf die Frage, wem sich dieses Schlaraffenland am Strand verdanke, lächelte ein mit viel Gel frisierter Mann damals sehr geheimnisvoll. Seine Visitenkarte war so dick wie drei Kreditkarten und wies ihn als „PR Agent“ aus. „Der lateinamerikanische Gatsby“, sagte der Mann. Dann machte er eine kleine Wirkungspause. Sein Name sei Alan Faena.

Damals klang das so, als sei Gatsby das, was bei den Strategiesitzungen der PR Agentur rausgekommen war, um ein Projekt zu vermarkten, das etwas nach Miami Beach brachte, von dem es dort schon reichlich gab: ein Luxushotel, Luxuswohnungen, sowie den Luxus, regelmäßig die kulturellen Eliten der Welt hier auf den Tischen tanzen zu haben. Immerhin waren keine anderen als Baz Luhrmann und Catherine Martin, die von Alan Faena verpflichtet wurden, da weiter zu machen, wo sie nach ihrer Neuinszenierung von Fitzgeralds „Great Gatsby“ aufgehört hatten – nur jetzt bei der Innenaustattung seines Hotels. Das Hotel war als erstes fertig, und schon die Lobby ist eine einzige Waschstraße der Sinne: Links und rechts wird man mit elaborierten Airbrush-Allegorien zu Themen wie „Pax“, „Gnosis“ und „Revelatio“ bebürstet, von allen Seiten tropft Gold, und wenn man durch ist, steht da, wo man sich entscheiden muss, ob man zum Pool oder zum Strand weiterwanken will, das natürlich ebenfalls vergoldete Skelett eines Mammuts. Kunst von Damien Hirst. Titel: „Gone but not forgotten.“ Vor dem Totalumbau hieß das Hotel mal „Saxony“ und war in den späten Vierzigern das erste Luxushotel der Stadt. Der Name hatte weniger mit Saxony in Deutschland zu tun als mit dem Bauherrn, jenem George D. Sax, der auch das Drive-Thru-Banking erfunden hat. Jetzt ist es zumindest das bombastischste Hotel der Stadt, und heißt, natürlich: Faena.

Inzwischen trägt die ganze Gegend seinen Namen: Faena District. Nebenan ist der Wohnturm von Norman Foster, in dem ein Apartment neulich für 60 Millionen Dollar wegging. Auf der anderen Seite der Straße stehen gleich drei Gebäude aus der Firma von Rem Koolhaas, ein robotergesteuertes Parkhaus, ein „Basar“ (also Geschäftshaus), und der Kulturpalast, den Sho Shigematsu aus dem New Yorker OMA-Büro in Anlehnung an das dortige Guggenheim-Museum geschaffen hat: Runder Baukörper mit spiraligem Aufgang vor eckiger Box; drinnen Amphitheater, Bühnen, Multifunktionssäle für das Kulturprogramm. Details über das Programm, sagt Alan Faena, müssen Sie bitte meine Frau fragen.

Sein Englisch klingt wie das von vielen in dieser Stadt: spanisch.

Sind Sie es also? Der Große Gatsby aus Lateinamerika, Señor Faena?

Der Mann steht in seinem weißen Aufzug in der Mitte seines Amphitheaters und schaut, als wüsste er mit diesem Namen gar nichts rechtes mehr anzufangen: Gone and forgotten. „Ich bin Alan“, sagt er dann. Er sei ein Schöpfer aus eigenem Recht.

Wer aber ist Alan? Wer ist der große Faena?

Was man weiß, ist dies: 53 Jahre alt, aber 43 oder 33 würde man ihm auch abnehmen. Hat mit 19 in Buenos Aires ein Modelabel gegründet und elf Jahre später verkauft. Dann kam Leonard Blavatnik ins Spiel, in Odessa geborener Geschäftsmann mit Wohnsitzen in New York und London, geschätztes Vermögen rund 20 Milliarden Dollar. Mit Blavatniks Hilfe macht Faena ab 2000 aus dem vergessenen Hafenrand von Buenos Aires ein gänzlich neues Stadtviertel, mit Hotel, Gastronomie und einer Art Festspielhaus mit internationalem Anspruch. Die Rechnung geht auf. Und Blavatnik überzeugt Faena, das ganze noch einmal zu machen, noch größer, und diesmal in Miami. Denn das mittlerweile heruntergekommene Saxony Hotel in Miami Beach besitzt Blavatnik zufällig bereits, und die anliegenden Grundstücke wären noch zu haben. Das war vor etwa vier Jahren, und das war ungewöhnlich, denn an der gesamten Küstenlinie von Süd-Florida ist es eng geworden, weil dauernd neue Türme mit Eigentumswohnungen gebaut werden. Die Hälfte dieser Wohnungen wird bar bezahlt, heißt es rund um Miami immer. Die Rede ist von „flight capital“, Fluchtkapital, vorwiegend aus Venezuela, Brasilien und Argentinien. Wenn in Lateinamerika linke oder sehr linke Regierungen ans Ruder kommen, haben die Makler in Florida automatisch gute Laune. Dem Forbes-Magazin hat Alan Faena vor kurzem erzählt, was die eigentliche Bedeutung seines Projekts sei: Zum ersten Mal käme damit nicht nur die Nachfrage, sondern auch das Angebot aus dem Süden. „Miami ist unser Tor zum Norden.“

Mit seiner weißen Guru-Tracht sieht Faena zum Beispiel aus, als hänge er dem aus Südamerika nach Norden gewanderten Kult der Ayahuasca-Trinker an, immerhin hatte bei der Konzeption des Hotel-Spas sein persönlicher Schamane das Sagen. Aber mehr weiß man darüber nicht. Sicher ist, dass seine ästhetischen Präferenzen nicht unbedingt in der westlichen Schule der Kargheit liegen: „Ich bin das Gegenteil von: Weniger ist mehr. Nur mehr ist mehr.“ Er schätze Opulenz. Es gehe ihm darum, Geschichten zu erzählen.

Aber wo fängt diese Geschichte genau genommen eigentlich an: Bei dem Meer, das die Fläche Floridas in ferner Vorzeit mal bedeckt und eine löchrige Kalksteinplatte hinterlassen hat? Oder bei den Halunken, die ahnungslosen Bauern aus dem Norden das nasse Land verhökerten. Er habe Boden schon nach Hektar und nach Fuß erworben, aber noch nie nach Litern, wurde letzten Dezember ein empörter Neusiedler jener Jahre im Magazin „New Yorker“ zitiert. Es wurden dann aber Gräben gezogen, es wurde trocken gelegt, und auf der langen Insel vor der großen Stadt Miami entstand die etwas kleinere, feinere Stadt Miami Beach mit viel Art Deco, viel Mafia und schließlich vor allem Pensionären, die dort in türkis und pink gekleidet auf den Tod warteten. Während drüben in Miami ab Ende der Fünfziger die Exil-Kubaner über ihren Dominosteinen hockten und auf Castro schimpften, verfiel Miami Beach zusehends und wurde stellenweise richtig gefährlich. Die Exilkubaner spielten immer noch Domino und schimpften auf Castro, als mit der Fernsehserie „Miami Vice“ in den Achtzigern der Glamour langsam zurück kam. Dann wurden die wunderbaren alten Hotelkästen der Mafia-Jahre wieder aufgemöbelt, der Jet Set erinnerte sich, und seit die Art Basel mit ihrer Messe hier jedes Jahr Anfang Dezember eine Art Weihnachtsfeier für Wohlhabende veranstaltet, geht es auf der Insel runder denn je zuvor. Inzwischen herrscht ja sogar drüben im Domino-Park von Little Havana wieder gute Laune, weil Castro nun endlich tot ist und Obamas Annährungspolitik von Trump vermutlich kassiert wird.

Man hat hier mit anderen Worten Erfahrung mit Aufs und Abs, mit dem Ebben und mit dem Fluten – oder mit bullischen und bärischen Phasen, wie diejenigen das ausdrücken würden, die das Geld an der Börse verdienen, das sie bei der Art Basel ausgeben.

Aber genau deswegen ist es so erstaunlich, wenn jetzt im Faena District 1,2 Milliarden Dollar in ein Stück Land gesteckt werden, dass es schon in wenigen Jahrzehnten gar nicht mehr geben könnte. Und irgendwer dort für 60 Millionen noch schnell eine Wohnung kauft. In den vielen, vielen anderen neuen Wohnhochhäusern entlang der Küste, ist es ja dasgleiche, egal ob internationaler Star-Architekt oder einfach nur so teuer.

In dem Artikel aus dem New Yorker vom vorigen Dezember kam der Chef des Departments für Geowissenschaften an der Universität von Miami zu Wort, ein Mann namens Hal Wanless. Er gibt der Gegend nicht mal mehr fünfzig Jahre.

Das Intergovernmental Panel on Climate Change sage: Der Meeresspiegel werde sich bis Ende des Jahrhunderts um einen Meter heben. Das United States Corps of Engineers sage: 1,5 Meter. Die National Oceanic and Atmospheric Administration sage: fast 2 Meter. Wanless sagt: Alles zu niedrig. Schon heute, lange vor dem prognostizierten Anstieg, stehe das Wasser ja regelmäßig hoch in den Straßen. Irgendwann werden Versicherungen aufhören, Policen für Luxuswohnungen entlang der Biscayne Bay auszustellen, Banken werden hier keine Hypotheken mehr ausstellen.

Dass Porsches kein Salzwasser mögen und Golfbälle sich an Land einfacher schlagen lassen, ist das eine. Aber mit den Häusern und ihrem Wert geht es auch bei diesen Leuten hier ans Eingemachte. Die Küste von Südflorida ist immer noch der Ort, wo Amerikas Privatiers am liebsten den Ruhestand verbringen. Es ist immer noch einer der Inbegriffe des amerikanischen Traums vom Es-geschafft-haben, und unter dieser Voraussetzung fällt es vermutlich schwerer, sich mit den Malediven und anderen klagenden Inselregionen zu identifizieren. Hier haben sich in den letzten Jahren zunächst einmal Verhaltensweisen der Anpassung ausgeprägt. Die Leute hier wissen jetzt, wie langsam sie durch eine Pfütze fahren müssen, damit das Salz nicht das Auto killt. Aber der Gedanke, wegzuziehen, kommt den meisten hartnäckig nicht. Sie haben zuviel reingesteckt. Dabei wäre das die einzige Lösung, die dem Bürgermeister der Nachbargemeinde South Miami überhaupt noch einfällt: langsames Entvölkern, damit es nachher nicht eines Tages ganz schnell gehen muss. In dieser Vision würde man Floridas Süden am besten wieder zu dem Sumpf werden lassen, der er mal war. Der Mann hat vor einiger Zeit beim Spazierengehen mit seinem Hund allerdings auch plötzlich Fische im Park liegen sehen, und der Park lag nicht am Meer. Ist ein apokalyptischeres Bild vorstellbar? Die Fische waren nicht durch eine Flut da reingespült worden, die müssen von unten gekommen sein. Die Kalksteinplatte Floridas ist wie gesagt löchrig, und sie wird unterspült. In mindestens einer Gemeinde der Umgebung mussten schon die Brunnen stillgelegt werden, weil das Süßwasser zu salzig geworden war.

Die Sache mit den steigenden Meeresspiegeln ist an allen Küsten ein Problem. In Florida

ist es aus verschiedenen geologischen und geografischen noch gravierender. „Nirgends wird es gravierender sein als hier Süd-Florida“ hat Barack Obama letztes Jahr zum „Earth Day“ in den Everglades gesagt.

Nun heißt der Präsident ab nächstem Jahr allerdings Donald Trump, und wenn die Amerikaner ihn richtig verstanden haben, gilt das Problem damit als abgeschafft. Solange in dessen Golf-Ressort nördlich von Miami noch nicht das Wasser aus den Löchern geschossen kommt wie bei einem Springbrunnen, ist er sich jedenfalls offiziell nicht sicher, was von der Sache zu halten ist, speziell dem menschlichen Faktor daran.

Sein einstiger Konkurrent, der adrette Senator Rubio aus Florida, hat letztes Frühjahr noch einmal die Linie vieler Republikaner klar gemacht: Er glaube schon, dass sich das Klima ändere, weil es sich noch nie nicht geändert habe. Er glaubt mit anderen Worten nicht, dass die Regulierung von Schadstoffausstößen darauf einen nennenswerten Einfluss hat. Etwa zu derselben Zeit berichtete das Florida Center of Investigative Reporting, dass der Gouverneur von Florida, Rick Scott, ebenfalls ein Republikaner, seinen Behörden das Wort Klimawandel als tendenziös aus dem offiziellen Wortschatz streichen wolle. Er bestritt das. Aber im Herbst letzten Jahres hat sein Staat dann doch mit anderen Klage die Environmental Protection Agency eingereicht, um sich gegen Begrenzungen von Kraftwerksemissionen zu schützen.

Dass ausgerechnet Florida einen Klimawandel-Leugner zum Chef habe, sei von einer quälend schmerzvollen Ironie, hat Al Gore damals gesagt, der ausgerechnet in Florida auf äußerst fragwürdige Weise einst seine Wahl gegen George W. Bush verloren hat. Mit dem fast schon sicher im Clintonlager geglaubten Florida hatte auch jetzt der Siegeslauf von Trump erst so richtig begonnen.

Kein Wunder, dass die eher jugendliche, eher Newyorkerische Website Thrillist.com in seinem aktuellen Ranking der US-Staaten Florida wegen umfassender „Schrecklichkeit“ auf den letzten Platz packte. Die Idee des Bürgermeisters von South Miami von der langsamen Entvölkerung würde gerade außerhalb viel Zustimmung finden, der „Sunshine State“ gilt vielen als Katastrophe.

Aber da steckt natürlich auch all der Neid winterwindgeplagter New Yorker auf die Sonne und den Strand und die Exzesse in Hotels wie dem Faena schon mit drin.

Es ist auch insofern ungerecht, als ausgerechnet die Stadt Miami Beach vor drei Jahren Philip Levine zum Bürgermeister gewählt hat, einen Demokraten, der mit einem Spot für sich warb, in dem er mit dem Kanu ins Büro paddelte. Levine ist Flutbürgermeister. Er sagt: „Ich wurde in mein Amt gespült“. Er hat dann als erstes die Gebühren für den Flutschutz erhöht, um für 400 Millionen Dollar insgesamt 80 Pumpstationen unter die Straßen zu bauen, gleichzeitig werden die Straßen angehoben und natürlich werden Dämme erhöht und erweitert. Das kaufe der Stadt mindestens die nächsten fünfzig Jahre, hat er verkündet.

Und dann, wurde ihm entgegnet: Was danach? Wenn die Pegel so hoch sind, dass all das nichts mehr hilft?

Da bleibe nur die Hoffnung auf die menschliche Erfindungskraft, war Levines Antwort. Bis dahin sei der Kampf gegen das Meer im praktisch genauso herrlich wie das Meer an sich, wenn es ruhig ist: „Wir schaffen Jobs damit, wir investieren in Infrastruktur, Straßen, Pumpen, wir schaffen Wachstum. Wir sollten die Herausforderung bei den Hörnern packen“, freute er sich.

Von außen betrachtet ist es manchmal schwer zu entscheiden, was furchteinflößender ist: das Ausmaß der Gefahren, mit denen sie in Amerika leben – oder die Grenzenlosigkeit des Optimismus.

Aber vielleicht liegt da der Trick.

Alan Faena schaut auch angemessen sorgenvoll unter seinem weißen Hut hervor, wenn man ihn darauf anspricht, dass er und Blavatnik da ja nun mehr als eine Milliarde Dollar in einen Sand gesetzt haben könnten, der unter Umständen irgendwann Meeresgrund genannt werden muss. Er sagt: „Das ist ein Problem.“ Aber das müsse die Regierung lösen. „Wir können nur unseren Beitrag leisten, und der ist klein.“

Es wird nicht ganz klar, was er damit meint. Vielleicht ja die Exuberanz und Energie, die er dem bürgermeisterlichen Techno-Optimismus an die Seite stellt. So katholisch das in seiner Opulenz wirkt, hat immerhin auch einen Aspekt von Lutherschem Apfelbaumgepflanze im Angesicht des Weltuntergangs: Erst kommt noch ein bisschen das Beste. Und dann kommt irgendwann das Meer.

Kann sein, dass das ein amerikanisches Prinzip ist und nicht nur für Florida gilt.

Hollywood, das Silicon Valley, Amerikas Flugzeug- und Rüstungsindustrien sitzen dort, wo garantiert mal die Erde alles verschlucken wird, und sie tun das offenbar gern.

(c) PETER RICHTER

Eine kürzere Version dieses Textes erschien zuerst am 3.12.2016 auf der SEITE DREI der Süddeutschen Zeitung.