Zu links, zu rechts, zu ostig?

Wie wirbt man als Bauministerin für den Plattenbau, ohne Plattenbau zu sagen? Verena Hubertz, geboren in Trier, hat es diese Woche damit versucht, dass sie von modularem Bauen sprach – und vorsichtshalber sofort in die Defensive ging: „Es gibt viele Vorurteile – langweilig, eintönig, Plattenbau 2.0. Aber so ist es nicht. Er ist mehr als das.“

Das ist gleichzeitig richtig und falsch: Die Montage von kompletten Wandplatten zu Wohnungen ist nun einmal ein höherer Grad von Industrialisierung als das Bauen mit kleineren Modulen aus der Fabrik. Mit denen lässt sich allerdings variabler bauen, oder, in Hubertz’ Worten, weniger eintönig. Ihre Amtsvorgängerin Klara Geywitz, geboren in Potsdam, pries ihrerseits gern das serielle Bauen, womit auch sie industrielle Vorfertigung meinte, ging hier aber – auch unter Verweis auf ihre ostdeutsche Sozialisation – lieber in die Offensive: Geywitz nannte den Plattenbau ein „großartiges Erbe“. Sie warb damals unter anderem für Aufstockungen der bestehenden Plattenbauten, um mehr Wohnraum zu schaffen. Immerhin handelt es sich um ein additives Bausystem. Allerdings wurde seit dem Mauerfall eher subtrahiert, wurde der Bestand an Plattenbauwohnungen gezielt abgetragen. „Schrumpfende Städte“ hatte zumindest im Osten das Schlagwort „Wohnungsmangel“ nach 1990 für mindestens zwei Jahrzehnte abgelöst. Aber inzwischen ist es selbst hier an vielen Orten schon wieder andersherum, vor allem in den größeren Städten.

Der Wohnungsmangel und die Wohnkosten: Die „Wohnungsfrage“ ist wieder das, als das Engels sie vor 150 Jahren schon beschrieben hat, eine „soziale Frage“. Die treibt der Linkspartei in Hotspots wie Berlin so zuverlässig Wähler zu wie anderswo das Thema Migration der AfD, wobei die Antwort der Linken darauf bisher eher im Ruf nach Mietendeckeln und Enteignung von Wohnungskonzernen liegt als im Neubau. (Die der AfD  lautet mutmaßlich auch hier schlicht: Remigration, oder, wie es früher nicht zuletzt auf Plattenbauwänden gern ausgedrückt wurde: Ausländer raus.)…

Der vollständige Artikel erschien am 5.9.25 in der Süddeutschen Zeitung und ist dort nachzulesen.