Oschwitz – Wie ich mal mit Rainald Goetz über Uwe Tellkamp aneinander vorbeisprach

Über: Dresdens Elbhang - Gußeisen-Literatur - Mimesis

Die Brücke zum Beispiel, die hat Tellkamp eindeutig von mir. Die Brücke über die Grundstraße, davon habe ich immer geträumt, wenn ich die Ulrichstraße runter mußte und drüben die Steglichstraße wieder rauf. Denn ich komme sozusagen aus Ostrom, aus dem, was Tellkamp perfiderweise Ostrom nennt, obwohl es Oberloschwitz heißt, wobei Ortsansässige der Art, wie nun ausgerechnet Tellkamp sie dauernd durch seinen Roman dozieren läßt, sicher einwenden würden, daß dieser Ortsteil eigentlich Schöne Aussicht heiße und Oberloschwitz hingegen das, was viele fälschlich schon für den Weißen Hirsch halten – so zum Beispiel eben Tellkamp, der seinen Hügel als Hort des Widerstands glorifiziert und meinen dagegen als Nest der Nomenklatura verunglimpft. Literatur darf so etwas, ich weiß. Da ich Tellkamps Buch aber nicht als Leser lesen kann, sondern nur als Insasse, als sein Material, empört es mich natürlich trotzdem, schon weil es in der wirklichen Wirklichkeit, wie ja nun jeder weiß, genau umgedreht war.

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Sodann und Gomorrha

Über: Peter Sodann - Norbert Blüm - Kabarett (politisches)

Natürlich ist das ein Ereignis, wenn ein Politiker plötzlich Kabarett macht. Ganz besonders dann, wenn der Politiker immer unter dem Verdacht stand, ein Kabarettist zu sein, der Politik macht. Es gibt Gründe, warum man Norbert Blüm auf einer Bühne stehen sehen will, wo er sich einen „Schlagabtausch“ mit Peter Sodann liefert, dem Schauspieler, der in der Rolle des unsympathischsten und schlechtestgelaunten aller „Tatort“-Kommissare zum Publikumsliebling geworden ist. Es ist auch nicht uninteressant, wer da wegen wem kommt, welches Publikum Blüm anzieht und welches Sodann, wer Wessi ist und wer Ossi, und woran man das heute noch erkennt. Man erkennt es

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