Mein Besuch bei Sonny Rollins in Woodstock

Über: Jazz - Hipster - Heroin

Wer Sonny Rollins besuchen will, besuchen darf, den „Saxophon Colossus“, die letzte noch amtierende Original-Gottheit des BeBop aus den Jazzkellern von Harlem: Der muss zunächst einmal New York City hinter sich lassen. Der muss den Weg nehmen, den zuvor schon Bob Dylan genommen hat und die Leute von The Band, unter anderen, der muss also links am Hudson hoch in die Wälder von Woodstock, of all places. Dort wohnt Sonny Rollins, jetzt 83 Jahre alt, nämlich. Continue reading

Stadt mit Bart

Über: Pferdekutschen - Friedrich-Engels-Bärte - taktische Nostalgie

Der Bart als phylogenetischer Restbestand unserer ehemaligen Vollbehaarung stellt evolutionär betrachtet eine spezialisierte Form der Körperbedeckung dar und signalisiert klaren Sexualdimorphismus. So steht es in Christina Wietigs Dissertation „Der Bart – Kulturgeschichte des Bartes von der Antike bis zur Gegenwart“, Hamburg 2005.

Die Pferdekutsche als Restbestand unserer ehemaligen Straßenverhältnisse stellt evolutionär betrachtet eine Verkehrsbehinderung dar und ethisch eine Tierquälerei, sie signalisiert aber klar Romantik und wird deshalb gegen alle Abschaffungsversuche verbissen verteidigt. Das steht so in noch keiner Doktorarbeit, kann allerdings so gut wie jeden Tag in der New York Times nachgelesen werden. Was Vollbart und Kutschen nämlich verbindet, abgesehen davon, dass beides Atavismen sind: Sie sind das, was die New Yorker im Moment über die Maßen beschäftigt – mehr als man das vielleicht vermuten würde in einer Stadt, von der die Welt sich eher das Neue erwartet, Trends, Moden, Zukunft. Ganz offensichtlich ist aber der modernste Trend, der von New York für die Zukunft ausgeht, das 19. Jahrhundert. Continue reading