Vom Kater nach dem „Wolf of Wall Street“

Über: Scorsese - Sex - Moral(?)

Drei Stunden! Am anderen Morgen weiß man gar nicht mehr, was man in der Zeit alles erlebt hat. Rüsselte da nicht Leonardo diCaprio gleich zu Beginn eine Jahresernte Kokain vom Popo eines Call Girls runter? Dann setzte er bedröhnt seinen Privathubschrauber in die Hecken? Richtig. Und danach steigerte sich allmählich das Tempo. Kleinwüchsige wurden auf Zielscheiben geworfen, Lamborghinis zerschrotet, Yachten versenkt, und während des Yachtenversenkens wurden Pillen eingeworfen, denn man will ja nicht nüchtern sterben. Gequasselt wurde wahnsinnig viel und sehr viel gelacht. Und zwar wurde in Telefonhörer hineingeseuselt – Aktien, die Leute sollten kaufen, kaufen, kaufen –, und anschließend über die armen Trottel am anderen Ende der Leitung gewiehert, manchmal aber auch schon währenddessen.

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Nu! (Dresden)

Über: Schönheit - Nazis - Dialekt

Wer das Glück hat, in Dresden aufgewachsen zu sein, gilt anderen manchmal als redselig, hat aber auch allen Grund dafür: Dauernd muss man die Schönheit der Stadt rühmen und Irrtümer aus dem Weg räumen. Um zu wissen, was das ist, Schönheit, ist wiederum dies hier Voraussetzung: „das Glück, in Dresden aufgewachsen zu sein.“ Das könnte man jetzt einen Zirkelschluss nennen. Aber wer in Dresden aufgewachsen ist, hält es für die schlichte Wahrheit. Das steht nämlich als Merksatz so bei Erich Kästner, in dem Buch „Als ich ein kleiner Junge war“. Und außerdem steht da: „Wir haben die Schönheit eingeatmet, wie Försterkinder die Waldluft.“ Als ich ein kleiner Junge war, war Erich Kästner gerade gestorben und hätte sich in Dresden vielleicht auch gar nicht mehr zurecht gefunden.

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Fragen an und Antworten von: James Turrell

Über: Licht - Kunst - Flugzeuge

Der Ausstellungsmarathon zu James Turrells siebzigsten Geburtstag hat begonnen. Am Los Angeles County Museum, also da, wo einst Turrells Karriere begann, wurde die große Retrospektive mit Werken aus über vierzig Jahren eröffnet. Einen Tag später wurde ein neuer Standort der Galerie Keyne Griffin Corcoran eingeweiht: mit einem von Turrells „Sky Spaces“, in dem die Gäste den Himmel über Los Angeles, je nach Illuminierung des Rahmens, in strahlenden Grün-, Gelb-, Violett- und Rottönen betrachten durften. Und mit einer Ausstellung über Roden Crater, den Vulkanberg in Arizona, den Turrell seit vierzig Jahren zu einer monumentalen Pyramide seiner Lichtkunst aushölt. Weitere in New York und Houston werden noch  folgen.

Q

Herzlichen Glückwunsch zum Siebzigsten. Fliegen Sie immer noch jeden Tag eines Ihrer Flugzeuge?

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Socialism?

Über: US-Schlaglöcher vs. DDR-Schlaglöcher

Wer in sozialistischen Verhältnissen aufgewachsen ist, der erkennt sie wieder, wenn er welche vor sich hat.

Das beginnt in den Vereinigten Staaten, wie jeder USA-Reisende weiß, schon auf dem Flughafen, zum Beispiel auf dem John F. Kennedy International. Barack Obama wiederum, der nach Meinung seiner inländischen Kritiker den Sozialismus in den USA einführen will, obwohl seine Politik nach deutschem Parameter inhaltlich der FDP nahekommt: Er ist sicher der Letzte, der etwas dafür kann. Continue reading

Madonna vs. Balotelli

Über: Madonna Ciccone - Mario Balotelli - "Deutschland"

Am Morgen im Soho House war noch alles in Ordnung. Das Soho House ist ein Jugendclub mit Hotelzimmern, oder umgekehrt, jedenfalls muß man Mitglied sein und darf keine Krawatte tragen, dann kann man von der Dachterrasse aus auf eine mehrere Quadratkilometer große Kreuzung voller Baustellen schauen. Die Gäste und das Personal sehen alle aus wie der frühe Morrissey, sogar die Frauen; und eingerichtet ist es so, wie sich Erwachsene vorstellen, daß sich Kinder vorstellen, daß Erwachsene . . . – also: absurd große Ohrenlehnsofas, in denen tagein und tagaus aus Jil-Sander-Anzeigen entstiegene Medienmodels herumlungern wie in der Spiel- und Bastelecke vom Karstadt.

Es ist, vermutlich, logisch, daß die Popsängerin Madonna in Berlin ausschließlich hier Quartier nehmen konnte. Es stimmt aber nicht, was die Berliner Boulevardzeitungen behaupten: Daß sie alle Fitneßgeräte aus dem Gymnastikraum in ihr Zimmer verschleppt habe und wegen ihr das Restaurant geschlossen sei. Im Gegenteil, man kann fast ein bißchen enttäuschend problemlos von der Bar aus zusehen, wie der Sängerin Satrapen zum Frühstück (Obstsalat) schreiten. Und was würde man sagen, wenn Madonna plötzlich selbst hereingeschneit käme? Continue reading