I ♥? NY

Über: Loving and Leaving New York - Yogamatten - Joan Didion

Schön ist es, Verliebten zuzuschauen, rührend und ein bisschen schmerzlich, wenn man schon sieht, wie es enden wird.
An manchen Tagen hat man das Gefühl, sie stehen alle auf derselben Kreuzung: Prince und Broadway, zwischen Prada und Dean & Deluca, dem Grocery Store, in dem die Äpfel mit Wasserdampf und Vivaldi beregnet werden. Sie kommen die Treppe der Subway hoch oder von der Lafayette Street her, sie halten sich an Pappbechern mit Kaffee drin fest, und ihre Beine sind zwei Meter lang, auch wenn sie selber, sobald sie zu Hause die Pumps in die Ecke geschleudert haben, vielleicht nur 1,56 Meter sind; und dann schaltet die Ampel um, und sie donnern los, oder sie winken nach einem Taxi und haben dabei einen Ausdruck von Gereiztheit und Termindruck um die Lippen, der sie absetzt, absetzen soll von denen mit dem offenen Staunemund und den Touristentüten in der Hand: Ich bin nicht zum Spaß hier, Kinder, ich habe zu tun. Diese triumphale Betriebsamkeit ist der ortstypische Ausdruck für: New York ist der Ort Continue reading

Mein Nachbar Bill de Blasio

Über: Park Slope in Brooklyn - Chirlane McCray - Kale Chips ($6,99)

Bei Bill de Blasio brennt noch Licht. Das bedeutet, der Bürgermeister von New York wohnt nach wie vor in der Nachbarschaft. Diese Nachbarschaft heißt Park Slope, Brooklyn. Und darüber, was das wiederum bedeutet, gibt es in der Stadt eine Menge Klischees (am bündigsten zusammengefasst auf Youtube unter dem Stichwort „Shit Park Slope Parents Say…“). Diese sind, wie die meisten Klischees, nur zu ungefähr 98 Prozent vollkommen zutreffend.

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Vom Kater nach dem „Wolf of Wall Street“

Über: Scorsese - Sex - Moral(?)

Drei Stunden! Am anderen Morgen weiß man gar nicht mehr, was man in der Zeit alles erlebt hat. Rüsselte da nicht Leonardo diCaprio gleich zu Beginn eine Jahresernte Kokain vom Popo eines Call Girls runter? Dann setzte er bedröhnt seinen Privathubschrauber in die Hecken? Richtig. Und danach steigerte sich allmählich das Tempo. Kleinwüchsige wurden auf Zielscheiben geworfen, Lamborghinis zerschrotet, Yachten versenkt, und während des Yachtenversenkens wurden Pillen eingeworfen, denn man will ja nicht nüchtern sterben. Gequasselt wurde wahnsinnig viel und sehr viel gelacht. Und zwar wurde in Telefonhörer hineingeseuselt – Aktien, die Leute sollten kaufen, kaufen, kaufen –, und anschließend über die armen Trottel am anderen Ende der Leitung gewiehert, manchmal aber auch schon währenddessen.

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Nu! (Dresden)

Über: Schönheit - Nazis - Dialekt

Wer das Glück hat, in Dresden aufgewachsen zu sein, gilt anderen manchmal als redselig, hat aber auch allen Grund dafür: Dauernd muss man die Schönheit der Stadt rühmen und Irrtümer aus dem Weg räumen. Um zu wissen, was das ist, Schönheit, ist wiederum dies hier Voraussetzung: „das Glück, in Dresden aufgewachsen zu sein.“ Das könnte man jetzt einen Zirkelschluss nennen. Aber wer in Dresden aufgewachsen ist, hält es für die schlichte Wahrheit. Das steht nämlich als Merksatz so bei Erich Kästner, in dem Buch „Als ich ein kleiner Junge war“. Und außerdem steht da: „Wir haben die Schönheit eingeatmet, wie Försterkinder die Waldluft.“ Als ich ein kleiner Junge war, war Erich Kästner gerade gestorben und hätte sich in Dresden vielleicht auch gar nicht mehr zurecht gefunden.

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