Die Warteschlange, die einmal zu dem Berliner Technoclub Berghain gehörte wie die Zündschnur zu einer Bombe, ist seit exakt einem halben Jahr abgerissen: Seit Mitte März konnte wegen der Corona-Maßnahmen hier nicht mehr getanzt werden – von den anderen Vergnügungen, für die der Club mehr oder weniger weltbekannt ist, ganz zu schweigen. Die metallenen Gatter, zwischen denen die Einlass Begehrenden bang auf den Schiedsspruch der Türsteher warteten, wirken seitdem wie ruppige Skulpturen in der Nachfolge von, sagen wir, Olaf Metzel. Continue reading
Fertig
„Fertig ist besser als gut“ ist eine Weisheit, die fast jeder einmal zu hören bekommt, der zu lange an einem Projekt herumwerkelt. Bei dem Projekt, einen gemeinsamen Großflughafen für Berlin und Brandenburg zu bauen, ging andererseits sogar dieser Motivationsspruch nach hinten los: Continue reading
Warburgs Bilderatlas in Berlin
Wer Aktuelles will, kommt um die Antike manchmal nicht herum: Die Leute, die in Hamburg an der Entwicklung der „Tagesschau“ gearbeitet haben, taten das Anfang der Fünfzigerjahre zunächst in einem Gebäude, über dessen Eingang groß das Wort „Mnemosyne“ stand. Humanistische Bildung oder ein Lexikon wird ihnen gesagt haben, dass das nicht nur der Name der Göttin des Gedächtnisses ist, sondern dass so in der Unterwelt auch der Fluss der Erinnerung heißt, das Gegenstück zur Lethe, dem Fluss des Vergessens, dem in jenen Jahren vieles zum Opfer gefallen schien – nicht zuletzt der Erbauer jenes Hauses. Continue reading
Claude Monet, das Geld und Hasso Plattner
Die wertvollsten Strohhaufen der Welt sind also ab sofort in Potsdam zu sehen. 111 Millionen Dollar hat die Kunststiftung des Unternehmers Hasso Plattner bei einer Auktion vergangenen Mai dafür bezahlt, gewissermaßen für jeden Halm im Bild einen. Dafür ist es allerdings auch ein besonders prachtvolles, nicht zuletzt auch besonders strohballenreiches Exemplar aus der Serie von Gemälden, die Claude Monet 1890 von diesem Sujet angefertigt hat. Die Summe habe weit über dem Schätzpreis gelegen, erklärte Plattner zur Eröffnung der Ausstellung „Monet. Orte“, aber bevor das Bild „irgendwo in China“ verschwindet … Andächtiges Raunen in den Reihen. Continue reading
Horzon vs. Wikipedia
Wer sich im Internet über Rafael Horzon erkundigen will, erfährt auf Wikipedia, dass er ein „deutscher Künstler, Unternehmer, Schriftsteller und Designer“ sei. Dagegen geht Horzon nun juristisch vor. Er möchte der Wikimedia Foundation Inc. untersagen lassen, ihn auf ihrer deutschen Website weiterhin als Künstler zu bezeichnen. Seine Anwältin sieht hier einen Eingriff in Horzons Persönlichkeitsrechte. Nachdem die Frist, die sie zur Unterlassung gestellt hatte, am vergangenen Freitag abgelaufen ist, will Horzon nun gerichtliche Schritte einleiten. Continue reading